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Nun steckt aber in jedem Fall, 
auch im alltäglichsten von Liebe,
der Grenzfall, 
den wir, 
bei näherem Zusehen, 
erblicken können 
und vielleicht uns bemühen sollten, 
zu erblicken.
Denn bei allem, was wir tun, 
denken und fühlen, 
möchten wir manchmal bis zum Äußersten gehen. 
Der Wunsch wird in uns wach, 
die Grenzen zu überschreiten, 
die uns gesetzt sind. 
Nicht um mich zu widerrufen,
sondern um es deutlicher zu ergänzen, 

möchte ich sagen: Es ist auch
mir gewiss, dass wir in der Ordnung bleiben müssen, 

dass es den Austritt nicht gibt 
und wir uns aneinander prüfen müssen.
Innerhalb der Grenzen aber 

haben wir den Blick gerichtet auf das
Vollkommene, das Unmögliche, Unerreichbare, 

sei es der Liebe, der
Freiheit oder jeder reinen Größe. 

Im Widerspiel des Unmöglichen mit dem
Möglichen erweitern wir unsere Möglichkeiten. 

Dass wir es erzeugen,
dieses Spannungsverhältnis, 

an dem wir wachsen, darauf, meine ich,
kommt es an; daß wir uns orientieren an einem Ziel, 

das freilich, wenn wir uns nähern, sich noch einmal entfernt.
-Ingeborg Bachmann, Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar